Großes entsteht im Kleinen – Über die Bedeutung von Kooperation im Ehrenamt

Bei unserer Abschlussrunde unserer Tauchertage 2022 in la Gravière du Fort stand den Ausbildern und veranstaltenden Vereinen nicht nur die Freude über das gelungene Event ins Gesicht geschrieben, auch der Stolz über das Geschaffene war zumindest den beiden Hauptorganisatoren Thomas Bettingen (Polizeisportverein) und Claire Girard (TC Manta Saarbrücken) anzusehen. Denn ein solches Event über vier Tage mit an einem Tag 50 Teilnehmern, darunter Tauchschüler und „einfach nur so Taucher“, und Ausbildern hat das Saarland seit dem letzten Familientauchsport Tag nicht mehr gesehen.

Doch was bewirkt, dass eine Veranstaltung wie die Tauchertage vom PolSV, TC Manta und TC Heusweiler-Riegelsberg zum Magneten für Taucher auch aus anderen Vereinen wird? Ein Teil der an den Tauchtagen beteiligten Ausbilder ist oder war selbst im Ausbilderteam des STSB und stellt sich in Anbetracht der Absagen mangels Teilnehmer auf Verbandsebene diese Frage schon seit geraumer Zeit.

Ausgehend von der ersten Fahrt 2015, bei der Claire Girard als frischgebackene TL1 dem PolSV damals noch in Luxemburg bei der Ausbildung half, wuchs diese Veranstaltung kontinuierlich an bis zur Großveranstaltung 2022 mit 17 Ausbildern, 21 Tauchschülern und 16 Funtauchern über 4 Tage.

Hier sei grundsätzlich festgehalten, dass es sich bei diesen Vereinsfahrten nicht um Konkurrenzveranstaltungen zum STSB handelt, sondern um gemeinsam organisierte Ausbildungsfahrten von Vereinen, bei denen durch Bündelung der Kräfte Synergie-Effekte entstehen. Und das scheint eines der Geheimnisse des Erfolges zu sein: Ausbilder aus verschiedenen Vereinen tun sich zusammen und rühren die Werbetrommel da, wo sie bekannt sind, in ihren eigenen Vereinen und empfangen mit offenen Armen Ausbilder und Ausbilder-Anwärter aus anderen Vereinen zwecks Hospitationen. Die Taucher, egal ob Schüler aus dem laufenden Tauchkurs oder brevetierte Taucher, kennen die Organisatoren und Ausbilder und lernen bei der Gelegenheit Weitere kennen und schätzen. Daraus entstehen Freundschaften und so auch Netzwerke über die Vereinsgrenzen hinaus.

Schön und gut, aber was heißt das alles konkret?

Wichtig bei solchen Fahrten ist, dass sich die Verantwortlichen aus den Vereinen vertrauen, sich gegenseitig so akzeptieren wie sie sind und einen offenen und respektvollen Umgang miteinander pflegen. Absprachen unter Ausbildern aber auch mit den anderen Tauchern sind ein Pfeiler des Erfolgs solcher Tauchfahrten. Auch wenn klar ist, dass es eines Verantwortlichen bedarf, bei den Tauchertagen 2022 war es eine Doppelspitze, so darf sich hier niemand profilieren wollen.

Natürlich steht und fällt eine solche Veranstaltung mit der Organisation. Doch ist hier nicht nur die Planung im Vorfeld gemeint, sondern das Zusammenspiel vor Ort zwischen allen Akteuren und den vielen Helfern, die nicht erst darauf warten, angewiesen zu werden, sondern von sich aus anpacken. Dennoch sollte der Veranstalter über das nötige Fingerspitzengefühl verfügen und wissen, was er seinem Team, Ausbildern, Assistenten und Helfern zumuten darf und was schon zu viel sein könnte. Eine grundlegende Regel besteht darin, dass jeder, bei aller Liebe zur Planung, auch das Recht hat, kurzfristig auszusetzen oder Wünsche bezüglich Gruppe und bedingt auch Tauchziel zu äußern.

Auch wenn alle Ausbilder aus dem Team sich die Sicherheit auf die Fahne geschrieben haben, so hat jeder einen eigenen Schwerpunkt, auf den er mehr Wert legt. Der eine möchte, dass die Übungen im Rahmen der Brevetierung wie im Bilderbuch vorgeführt werden. Einem anderen ist die gegenseitige Rücksichtnahme unter allen Tauchgruppenmitgliedern besonders wichtig. Der Dritte wiederum achtet verstärkt auf das Tarierverhalten, wohingegen der Vierte möglicherweise über eine Engelsgeduld verfügt, die manch ein Taucher an Land schon braucht und dem Fünften der Umgang mit der Ausrüstung am Herzen liegt. Allein durch diese Vielfalt innerhalb des Teams ist es den Tauchlehrern vom Dienst möglich, die Tauchgruppen so zusammenzustellen, dass die Schüler die Betreuung bekommen, die sie benötigen. Auch bekommen Ausbilder dadurch selbst die Möglichkeit Funtauchgänge zu machen und werden nicht „verbrannt“, weil sie ihre Freizeit fürs Ehrenamt aufopfern.

Ebenso ist die Logistik an Land ein nicht unerheblicher Faktor, bei dem eine Zusammenarbeit zwischen den Vereinen entlastend wirken kann. Ausrüstungen können zusammengetan werden, um einen größeren Pool zu schaffen und Neulingen fehlendes Equipment zur Verfügung zu stellen. In La Gravière du Fort, wo Füllberechtigte am See die Flaschen füllen, tragen alle anderen die Flaschen heran- und wieder fort. Es können sich Füllberechtigte am Kompressor abwechseln, so dass auch hier nicht immer derselbe Dienst schieben muss. Bei der Menge an Tauchgängen, 307 waren es dieses Jahr, die an den Tauchertagen durchgeführt wurden, war es unabdingbar eine Person mit dem entsprechenden Überblick über Anwesenheiten, Teilnehmerlisten, Brevetierungen als Logistiker vom Dienst zu haben, dem für die Zusammensetzung der Tauchgruppen ein TLvD zur Seite gestellt wurde.

Zum Schluss noch ein essenzieller Punkt, der nicht nur im Ehrenamt für Kopfzerbrechen sorgt, ist die Nachfolge und ihr vorangeschaltet die Nachwuchsförderung. Nicht zuletzt bietet diese Art Veranstaltungen, Nachwuchsausbildern die Gelegenheit, das Erlernte in die Praxis umzusetzen und Hospitationen für angehende Tauchlehrer durchzuführen sowie gemäß dem Motto Fördern und Fordern potenziell an Ausbildungs- und Vorstandstätigkeit interessierte Taucher, durch das Übertragen von Aufgaben und Verantwortung, zu generieren.

Und auch wenn es von den verantwortlichen Ausbildern und Vereinsvorständen in der Tat ein wenig Mut und Zuversicht, dass alles gut gehen wird, erfordert, so hat die letzte Veranstaltung zur großen Freude ihrer Mitbegründer Thomas Bettingen und Claire Girard gezeigt, dass die Nachfolge in den Startlöchern steht, und die Tauchertage, Ausbildungstage, Weiterbildungstage oder wie immer diese Veranstaltung seit 2015 genannt wurde, auch wenn sie sich mal zurückziehen sollten, weiterleben werden egal ob in dieser Größe oder, was genauso gut ist, in einer kleineren Ausmaß.

Abschließend sollte dies auch ein Zeichen für andere Vereine, Tauchausbilder im STSB sein. Wir, der STSB, leben von der Gemeinschaft untereinander. Eine solche Tauchfahrt kann jeder organisieren und dann damit andere in der Art motivieren, mitzumachen, zusammenzuarbeiten und unseren geliebten Sport gemeinsam zu erleben.

Thomas Bettingen (PolSV) und Claire Girard (TC Manta)

im Namen des vereinsübergreifenden Ausbilderteams

Fotos: PolSV, TC Manta, TC Heusweiler-Riegelberg

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